Energiewende von unten

Am  5. September fand in Bottrop die Tagung Energiewende von Unten statt. Interessiert, was da besprochen wird habe ich mich als Christoffer Schäle von der Zirkeldreher Institution für lokale nachhaltige Stadtentwicklung im Bergischen-Land angemeldet und saß zwischen hochrangigen Personen aus Unternehmen, Instituten, Städten und Ministerien.

Energiewende von unten, bedeutet hier was?

Von Anfang an fragte ich mich, was bei so einer Veranstaltung Energiewende von unten bedeuten soll, wenn Unternehmen wie RWE auftreten.

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es um Ideen wie Transition Town geht, wo von unten gebildeten Gemeinschaften ein holistisches Umdenken und Transformieren des Systems gemeint ist.

Nein, von unten, das war klar, bedeutet, dass das Volk die Kosten tragen soll.

Kosten für Solar-Panele, Photovoltaik, Hausdämmung, Smart-Grid, usw...

Es gab Karten der Stadt, wo die Häuser unternehmensgerecht katalogisiert wurden, nach Einkommen, Alter, Migrationshintergrund, Heizwerten,... sodass die Unternehmen gleich mit der richtigen Taktik die Bewohner ansprechen können.

Das ganze erinnerte mich schon an ein bisschen an die Taktiken von RWE Misstrauen zwischen die Bewohner einer abzubaggernden Stadt zu streuen, um mit möglichst keinem gemeinsamen Widerstand gegen das Abbaggern ankämpfen zu müssen.

Klar, die Unternehmen wollen verdienen

Eigentlich ist das Vorhaben ja eine gute Sache. Die Häuser werden saniert, gedämmt und bekommen erneuerbare Energien aufs Dach. So wird zur Energiewende beigetragen und es ist ja auch nur gerecht, dass der Bürger dafür auch was bezahlt. Absolut fair doch eigentlich. Zudem werden die Projekte noch finanziell gefördert. Es werden Arbeitsplätze geschaffen u.s.w....

Was mich nur gestört hat, dass die ganz "Lösung" nicht wirklich dauerhaft sein kann. Es ist nicht wirklich ein Umdenken. Obwohl der Satz von Einstein zitiert wurde:

"Man kann die Probleme nicht durch die Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind." ging es eigentlich darum. Technikprobleme durch noch komplexere Technik lösen.

Die Dämmstoffe zur Isolierung waren nicht ökologisch. Den Hauskeller mit Lithiumakkus zu befüllen ist auch weder eine ökologische noch eine langfristige Lösung.

Es geht bei allem viel mehr darum die letzten Sparguthaben anzuzapfen und in der Krisenzeit die Menschen für "vielversprechende" Investitionen zu begeistern.

Wo ist der holistische Ansatz?

Das ist mein Kritikpunkt. Es geht nicht wirklich darum eine Transition auf allen Ebenen zu schaffen und eine enkeltaugliche Welt, sondern Wolkenkuckucksheime zu verkaufen.

Im Vordergrund brüstet man sich mit Umweltschutz,Klimawandel bekämpfen, die Energiewende ermöglichen und co. Die Lösungen sind aber wieder nur kurzgedacht. Bei der Veranstaltung ging es darum möglichst alle. Unternehmen wie Städte und Ministerien zu überzeugen.

Ich habe mich gemeldet und bekam ein Mikrofon für meine Wortmeldung.

Als erstes bin ich darauf eingegangen, dass hier mit Energiewende von UNTEN wohl nicht das Volk um Ideen und gemeinschaftliches Tun gefragt ist, wie in einer Transition Town, sondern lediglich als ausschöpfbare Geldquelle.

Das zweite war. Ich hatte gesehen, dass die RAG das mineralreiche Grubenwasser nutzen will zur Algenzüchtung, welche wieder pyrolisiert werden sollen zur Biokohle-Herstellung.

Ich meinte, dass man mit der Biokohle doch super Kompost-Toiletten-Systeme aufbauen könnte und damit lokale Bio-Landwirtschaft unterstützen könnte. Irgendwie habe ich allerdings mich zurückgenommen und meinte, dass diese weitere Dimension in dem Pilotprojekt Bottrop wohl schon zuweit gedacht ist.

Man bestätigte, dass ich das ganzheitlich gedacht habe, und dass es auch richtig ist,... Im Endeffekt ist es aber so, dass wenn man ganzheitlich alles zu Ende denkt, keiner mehr groß Geld verdienen kann auf Kosten anderer. Also die großen wie RWE und BAYER schrumpfen und dann gehen Arbeitsplätze verloren und und und... ^^

Den Nerv der Zeit getroffen

Interessant fand ich auch, dass Argumente kamen wie: Dezentralisierung, Autarke Quartiere und und und..

Überraschenderweise kommt gerade RWE damit für den Verbraucher ein Smartes RWE Home zu verkaufen, wo er zu 70% Energie-autark sein soll. Aber zu 100% abhängig ist von den technischen Lösungen von RWE.

Das heißt der Wunsch nach Energieautarkheit ist bei RWE und co angekommen und sie versuchen ihrerseits "smarte" Lösungen davon zu verkaufen.

Ein paar Folien, die ich fotografiert habe (vergrößerbar)

RWE hat leider nicht gesagt, was seine Smart Home Lösung kosten soll. Aber "versichert", dass die Batterien in Zukunft billiger und energiedichter werden sollen.

Das ganze hat mich sehr inspiriert für weitere Schritte. Auch zu sehen, wie die großen Unternehmen, Stadtoberhäupter und Minister auftreten, sich präsentieren und denken. Ich habe weitere Ideen zu weiteren Schritten und Anregungen bekommen. Es war wirklich sehr gut, dass ich den schönen Wetter-Tag für Hunderte PowerPoint-Folien und Geschwätz geopfert habe. Ich glaube ich muss mal für alle ein Bild entwerfen wie wirklich eine Lösung aussehen kann. Eine Lösung, die fortschrittlich und nachhaltig ökologisch ist. Oder alle lesen Jamilanda. Da steht ja alles drin. Sollte verfilmt werden finde ich.

 

Bei einem Wandel sollte jeder profitieren und ich bin mir sicher, dass das möglich ist.

Zum Abschluss des Tages war ich von der BUNDjugend noch auf dem Jack Johnson Konzert, wo man wenn man sich für Umweltschutz engagiert eine JJ Ukulele gewinnen konnte.

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